Zum Inhalt springen

Surselvisch

Us der alemannische Wikipedia, der freie Dialäkt-Enzyklopedy
e Surselvischi Inschrift ùffeme Huus z Waltensburg (Vuorz)

SSurselvisch(sur.Sursilvan/?oderromontsch sursilvan,auSurselvischi Sprooch,OberländischoderOberländer Romanisch,friener au „Churwelsch “) isch eis vo de fümf Idiom vùmRätoromanische,ùn wird imBündner OberlandimVorderrhydaalgschwätzt. Es isch mit öbe 18'000 Sprecher (Volchszäälig 2000) mit Abstand (aa zweiter Stell isch sValladermit 6'500 Sprecher) des romanischi Idiom wo am meischte Sprecher het. De NameSursilvanbedütet ‚ob em Wald‘, ùn beziegt sich ùff deFlimser Wald.

Verbreitig[ändere|Quälltäxt bearbeite]

e surselvischs Vercheersschild im Oberland

S Surselvisch wird im grööschte Deil vùmBündner Oberland,deSurselva,gschwätzt. Scho immer dütschsproochig sin aber d WalserdörferObersaxe,Valsch,St. Martinùn sSafientalmit de GmeieValendas,Versam,TennaùnSoofia.Usserhalb vùmBezirk Surselvaghört au noFlimszum Surselvische Sproochbiet. Dernäbe isch s Surselvisch in Deil vùmSutselvischeSproochbiet als Schriftsprooch bruucht worde. Wo 1944 e eigni Sutselvische Schriftsprooch gschaffe worde isch, sin die GmeieBonaduz,Rhäzüns,EmsùnTrinsimBezirk Imbodebim Surselvische blybe. Im Rescht vo de Sutselva isch sowiiso vor allem Dütsch als Schriftsprooch bruucht worde. Dernäbe isch s Surselvisch au imOberhalbsteilangi Zyt als Chilchesprooch bruucht worde.

Vo dänne Gmeie wo traditionell Surselvisch gschwätzt wird, hen hüt no di meischte e romanischi Mehrheit. D Ussnaame sinFlims,Laax,Schnaus,Ilanz,Kästris,SurcuolmùnDuvin.Usser z Flims het aber in all dänne Gmeie in de Volchszäälig 2000 e Mehrheit aagee, dass si im Alldaag au Romanisch schwätze, au wänn es nit die beschtbherrschti Sprooch vo de Mehrheit isch. Z Ilanz isch die Mehrheit aber mit öbe 51 % sehr chnapp, ùn d Ùmgangssprooch vo Ilanz isch vor allem Dütsch. In öbe de Hälfti vo de Gmeie het s Romanisch no e Mehrheit als beschtbherrschti Sprooch vo über 70 % oder 80 %. De hööggscht Wärt hetVrinmit über 95 %. Als Ùmgangssprooch wird's no in fascht alle Gmeie vo mindeschtens 70 % bruucht; in über de Hälfti sogar vo über 80 %, ùn in öbe eme Drittel vo über 90 %. Insgsamt hen in de Surselva in de Volchszäälig vo 2000 70,1 % aagee, dass si im Alldaag Romanisch schwätze, ùn 58,3 % hen Romanisch als die Sprooch aagee, wo si am beschte bherrsche.[1]

Ilanz ùn Flims sin die einzige Gmeie, wo nùmme Dütsch als Amtssprooch bruuche, ùn zämme mit Schnaus di einzige, wo Romanisch nit d Hauptschuelsprooch, sùndern nùmme e Fach isch. In deCadiim Weschte ùn imLugnezwird aa Schuele au datsächli ùff Surselvisch ùnterrichte; in de meischte Gmeie vo deGruobhet mer inzwüsche au sRumantsch Grischunyygfiert.

Abgränzig ùn Innegliidrig[ändere|Quälltäxt bearbeite]

Zämme mit em Sutselvische ùn Surmeirische wird s Surselvisch mangmool als eini vo de „Rheinische“Mùndarte bezeichnet. Die Mùndarte hen zum Byspil gmeinsam, dass die Vokalüùnözueiùneentrùndetworde sin. In de Engadiner Mùndarte sin die Vokal dergäge erhalte: surs.mir‚Muur‘ ùnegl‚Aug‘, engad.mürùnögl.Bim Satzbau (Syntax) git es usserdäm Ùnterschid, wie dass im Engadinische e diräkts Objekt mit de Präpositionayygleitet wird:hest vis a Peider?‚hesch de Peter gsee?‘ statthas viu Peider?im Surselvische. Dernäbe hen die rhynische Mùndarte bim Wortschatz Gmeinsamkeite: surselvischgie,sutselvischea,surmeirischgea‚joo‘, aber engadinischschi,surs.entscheiver,suts. & surm.antschever‚aafange‘, aber engad.cumanzar/cumanzerodertat‚Grossvater‘ aber Putèrnonbzw. Valladerbabsegner[2].

Viilmool wird s Surselvisch au em Sutselvische ùn Surmeirische gägenübergstellt, wo als Mittelbündnerisch bezeichnet werde. Als Abgränzig vùm Sutselvische gilt z. B. de Diphthong in Wörter wie surs.finiastrabzw. suts.faneastras‚Feister‘, wo im Surselvische[ɪa]ùn im Sutselvische[ɛɐ]ussgsproche wird. Usserdäm isch dPalatalisierigvocvoraim Sutselvische stercher ussprägt: surs.casa‚Huus‘, suts.tgea.Usserdäm ùnterscheidet s Sutselvisch wie di andre Mùndarte zwüsche betoonte ùn nit-betoonte Personalpronomina, wo im Surselvische verschwùnde sin[3]. Innerhalb vùm Surselvische ùnterscheidet sich bsùnders d Mùndart voTavetschùn emVal Medelvo de andre Regione, ùn wird alstuatschinbezeichnet. Dört isch dPalatalisierigvocvoraganz duregfiert. Stattcasa‚Huus‘ ùncomba‚Bai‘ heisst es im Tuatschin zum Byspil wie im Engadintgasaùntgomba.Au wie im Engadinische isch d Entwigglig vo latiinisch E vor R: im Tuatschinneirodernair‚schwarz‘ statt wie im übrige Surselvischnér.Dernäbe ùnterscheidet mer vorallem d Mùndarte vo deCadimitDisentisals Zäntrùm, deGruobumIlanzùn vùmLugnez.

Sproochstrùktuur[ändere|Quälltäxt bearbeite]

S Surselvisch isch einer vo de am beschte sproochwüsseschaftlig bschriibene Dialäkt vùm Bündnerromanische. Dialäktologisch isch es dergäge änder schlächt erforscht.

Ortografi[ändere|Quälltäxt bearbeite]

D Ortografi vùm Surselvische isch in de Regel sehr nooch aa de Ussprooch. DBetonigisch meischt ùff de vorletschte Silbe oder ùff de letschte. In nit-betoonte Silbe werde d Vokal meischt zumeneSchwa.

Buechstab Ussprooch in IPA Audiobyspil
а [a] Roh-sursilvan-clav.oggclav‚Schlüssel‘
аi [] Roh-sursilvan-grusaida.ogggrusaida‚Alperöösli‘
аu [] Roh-sursilvan-paun.oggpaun‚Brot‘
b [b] roh-sursilvan-bogn.oggbogn‚Bad‘
c vora, o, uals [k]
voriùneals [t͡s]
roh-sursilvan-canzun.oggcanzun‚Lied‘
roh-sursilvan-december.oggdecember‚Dezämber‘
ch [k] (chunt nùmme voriùnevor) Roh-sursilvan-zucher.oggzucher‚Zùgger‘
d [d] Roh-sursilvan-dir.oggdir‚hart‘
e [e]
[ɛ]
Roh-sursilvan-tegia.oggtegia‚Hütte‘
Roh-sursilvan-lev.ogglev‚lycht‘
è [ɛ] Roh-sursilvan-pèr.oggpèr‚Paar‘
é [e] Roh-sursilvan-pér.oggpér‚Bire‘
ei je nooch Region [ɛɪ] (Gruob), [] (Cadi) oder [ɔɪ] (Brigels) Roh-sursilvan (Breil)-treis.oggtreis‚drüü‘
eu [ɛʊ] Roh-sursilvan-glieud.oggglieud‚Lüt‘
f [f] Roh-sursilvan-fil.oggfil‚Fade‘
g als [g]
voriùneals [ɟ] (siblybt stumm)
roh-sursilvan-grischun.ogggrischun‚Graubünde‘
roh-sursilvan-Baselgia.oggbaselgia‚Chilch‘
gh [g] (chunt nùmme voriùnevor) Roh-sursilvan-schenghegiar.oggschenghegiar‚schänke‘
gl Am Wortänd ùn vorials [ʎ] (siblybt stumm)
vora, u, o, eùn in mangi Lehnwörter als [gl]
roh-sursilvan-egl.oggegl‚Aug‘
roh-Glaruna.oggGlarunaGlarus
gn [ɲ] Roh-sursilvan-signun.oggsignun‚Senn‘
h in de Regel stùmm
usser in Lehnwörter
Roh-sursilvan-habitaziun.ogghabitaziun‚Behuusig‘
roh-sursilvan-haluncs.ogghaluncs‚Halùnke‘
i [i] Roh-sursilvan-ti.oggti‚du‘
ia [ɪa] Roh-sursilvan-siat.oggsiat‚siibe‘
ie [ɪɛ] Roh-sursilvan-caschiel.oggcaschiel‚Chääs‘
Buechstab Ussprooch in IPA Audiobyspil
iu [ɪʊ] Roh-sursilvan-vendiu.oggvendiu‚verchauft‘
iau [ɪaʊ] Roh-sursilvan-cumiau.oggcumiau‚Abschid‘
j [j] Roh-sursilvan-jamna.oggjamna‚Wùch‘
l [l] Roh-sursilvan-legums.ogglegums‚Gmies‘
m [m] Roh-sursilvan-mir.oggmir‚Muur‘
n [n] Roh-sursilvan (Breil)-neiv.oggneiv‚Schnee‘
o [ɔ] Roh-sursilvan-comba.oggcomba‚Bai‘
p [p] Roh-sursilvan-pur.oggpur‚Buur‘
r meist eZäpfli-r roh-sursilvan-raps.oggraps- ‚Gäld‘
s [s]
[z]
vorc,p,t,tg,n,m[ʃ]
vorg,b,d,v[ʒ]
roh-sursilvan-sulegl.oggsulegl‚Sun‘
roh-sursilvan-casa.oggcasa‚Huus‘
roh-sursilvan-finiastra.oggfiniastra‚Fenschter‘
roh-sursilvan-sbagl.oggsbagl‚Fääler‘
sch [ʃ]
[ʒ]
roh-sursilvan-cudisch.oggcudisch‚Buech‘
roh-sursilvan-pischada.oggpischada- ‚Anke‘
t [t] roh-sursilvan-turitg.oggturitg‚Züri‘
tsch [] Roh-sursilvan-tschiel.oggtschiel‚Himmel‘
tg [c] Roh-sursilvan-tgaun.oggtgaun‚Hùnd‘
u [u] Roh-sursilvan-tut.oggtut‚alles‘
ua [ʊa] Roh-sursilvan-qual.oggqual‚weller‘
ue [ʊɛ] Roh-sursilvan-quel.oggquel‚de‘
uo [ʊɔ] Roh-sursilvan-buob.oggbuob‚Bueb‘
uei [ʊɛɪ] Roh-sursilvan (Breil)-quei.oggquei‚des‘
uau [ʊaʊ] Roh-sursilvan-uaul.ogguaul‚Wald‘
v [v] roh-sursilvan-luvrar.oggluvrar‚schaffe‘
z [t͡s] Roh-Svizra.oggSvizra‚Schwyz‘

Fonologi[ändere|Quälltäxt bearbeite]

S Surselvisch het 22-23 Konsonantefonem, wo in derre Tabelle ùffgfiert sin:

Bilabial Labiodental Alveolar Postalveolar Mediopalatal Velar Glottal
Verschlussluut pb td cɟ kg
Affrikat t͡s
Nasal m n ɲ
Frikativ fv sz ʃʒ h¹
Liquida rl ʎ
  1. chùnt nùmme in dütschi Lehnwörter wiehaluncvor.

D Ussprooch vùm /r/ isch je nooch Dialäkt enZungespitze-roder enZäpfli-r.Di stimmlose Plosiv /p t c k/ sin nitbehuuchtùn /b d ɟ g/ sin ganzstimmhaft.Im Surselvische git es eUssluutverhärtig,so dass di stimmhafte Plosiv ùn Frikativ am Änd vùmene Wort stimmlos wärde:clav‚Schlüssel‘ >Roh-sursilvan-clav.ogg[klaf],buob‚Bueb‘ >Roh-sursilvan-buob.ogg[buɔp]oderglieud‚Lüt‘ >Roh-sursilvan-glieud.ogg[ʎewt].E wyteri fonologischi Regel isch dass[t d k g]im Ussluut nooch[n]ùn[l]nit ussgsproche werde:dent‚Zaan‘ >[dɛn],grond‚gross‘ >[grɔn],cauld‚warm‘ >[kaul],aunc‚no‘ >[ɛun]odersaung‚Bluet‘ >[sɛun].Usserdäm wird -r im Ussluut bi de Infinitiv vo bstimmte Klasse vo Verbe ùn bi Substantiv wo ùff-erände, nit ussgsproche:luvrar‚schaffe‘ >Roh-sursilvan-luvrar.ogg[luvˈra],temer‚fürchte‘ >[tɐˈme],scaffir‚schaffe‘ >Roh-sursilvan-scaffir.ogg[ʃkɐˈfi]odernurser‚Schoofhirt‘ >[nurˈse].Usserdäm wird[s]vor Konsonate palatalisiert; vor stimmlose Konsonante unNasalzue [ʃ] ùn vor stimmhafte Konsonante zue [ʒ]:scaffa‚Chaschte‘ >Roh-sursilvan-scaffa.ogg[ˈʃkafɐ],smiul‚e weng‘ >[ʃmɪul],snuezi‚Schregg‘ >[ʃnuɛˈtsi],sgarscheivel‚schreckli‘ >[ʒgɐrˈʒɛivəl]odersbagl‚Fääler‘ >Roh-sursilvan-sbagl.ogg[ʒbaʎ].

Füre Zentral Hinte
Gschlosse i u
Halbgschlosse e ʊ
Halboffe ɛ ɔ
Offe a

De Vokal /ʊ/ (z. B.cudisch‚Buech‘) isch im Surselvische änder marginal, ùn wird vo mangi Sproochwüsseschaftler nit als e eigesFonemaagluegt[4].DBetonigisch meischt ùff de letschte, sùnscht au ùff de vorletschte Silbe. In nit-betoonte Silbe wärde d Vokal /a/, /ɛ/ ùn /e/ zumeneSchwaabgschwecht (z. B. incasa‚Huus)‘, wo als [ə] oder [ɐ] ussgsproche wird.

Im Surselvische git es usserdäm dDiphthong[aɪ],[au],[ɛɪ],[ɛu],[iə],[ɪu],[uɪ],[uɔ],[ɪa],[ɪu],[uɛ],[ua]ùn d Triphthong[ɪau],[ɪɛu],[uau]ùn[uɛi].

Für Byspiilswörter ùn Audioùffnaame vo all dänne Luut, lueg ùnterOrtografi.

Byspiil[ändere|Quälltäxt bearbeite]

Aaloose/? L'uolp era puspei inagada fomentada. Cheu ha ella viu sin in pegn in tgaper che teneva in toc caschiel en siu bec. Quei gustass a mi, ha ella tertgau, ed ha clamau al tgaper: „Tgei bi che ti eis! Sche tiu cant ei aschi bials sco tia cumparsa, lu eis ti il pli bi utschi da tuts “.

Übersetzig:
De Fùggs isch wiider emool hùngrig gsi. De het er ùff ere Danne en Raab gsee, wo en Stüggli Chääs im Muul gha het. Des dät mer schmögge, het er gmeint, ùn er het em Raab zuegruefe: „Wie schöön du bisch! Wenn dyn Gsang gnau eso schöön isch wie dyn Ussgsee, no bisch du de schönst vo allene Vögel “.

Weblink[ändere|Quälltäxt bearbeite]

Commons: Sursilvan– Sammlig vo Multimediadateie

Literatur[ändere|Quälltäxt bearbeite]

  • Alexi Decurtins:Niev vocabulari romontsch sursilvan - tudestg' / Neues rätoromanisches Wörterbuch surselvisch-deutsch,Chur 2001.ISBN 3-03900-999-0.
  • Ramun Vieli, Alexi Decurtins:Vocabulari tudestg - romontsch sursilvan,Lia Rumantscha, 1994.
  • Arnold Spescha:Grammatica sursilvana,Lehrmittelverlag Graubünden, Chur 1989.
  • Deplazes, Gion:Die Rätoromanen: Ihre Identität in der Literatur.Desertina, Chur 1991,ISBN 3-85637-199-0(568 Seiten).
  • Furer, Jean-Jacques:Eidgenössische Volkszählung 2000 - Die aktuelle Lage des Romanischen.Hrsg.: Bundesamt für Statistik. Neuchâtel 2005,ISBN 3-303-01202-4,S.146.
  • Gross, Manfred:Romanisch - Facts & Figures.Hrsg.: Lia Rumantscha. Chur 2004,ISBN 3-03900-034-9,S.106.
  • Mützenberg, Gabriel:Destin de la langue et de la littérature rhéto-romanes.Editions L'Age d'Homme, Lausanne 1974.
  • Liver, Ricarda:Rätoromanisch – Eine Einführung in das Bündnerromanische.Gunter Narr, Tübingen 1999 (zum Deil au di zweiti Ussgab vo 2010),ISBN 3-8233-4973-2(online).
  • Schläpfer, Robert &Bickel, Hans(Hrg.):Die viersprachige Schweiz. Zweite Auflage.In:Sprachlandschaft.Band25.Verlag Sauerländer, Aarau 2000,ISBN 3-7941-3696-9.

Fuessnote[ändere|Quälltäxt bearbeite]

  1. Cathomas (2008). pp. 19
  2. Liver 1999, pp. 44-45
  3. Liver 1999, pp. 54-55
  4. Liver 1999